Ulf Postel

Ulf Postel

3 Minuten Lesezeit

14. Mai 2025

Verwandte Themen:

Insights

Digitalisierung lebt von Menschen Systeme alleine reichen nicht

Digitalisierung wird häufig mit Technologie gleichgesetzt – mit neuen Systemen, Prozessen und Automatisierung. Doch in Wahrheit steht nicht nur die Technik im Zentrum, sondern auch der Mensch. Kein digitales System entfaltet seinen Nutzen, wenn es nicht von Menschen verstanden, angenommen und aktiv genutzt wird. Die größte Herausforderung der Digitalisierung ist daher nicht technischer, sondern kultureller und menschlicher Natur.


Historisch gewachsene Prozesse und die Herausforderung des Wandels

Nahezu jedes Unternehmen arbeitet mit Prozessen, die über Jahre oder Jahrzehnte gewachsen sind. In der Regel sind es die langjährigen Mitarbeitenden, die als Wissensspeicher dienen und ihr Know-how über viele Jahre aufgebaut haben. Doch diese wertvollen Mitarbeiter werden das Unternehmen früher oder später altersbedingt verlassen, während die Entwicklung des Arbeitsmarktes zeigt, dass junge Fachkräfte selten langfristig an ein Unternehmen gebunden werden können. Mit dieser Erkenntnis entstehen Lücken, die oftmals zu spät erkannt werden. Wissen, das früher in den Köpfen Einzelner steckte, muss heute systematisch erfasst und nutzbar gemacht werden.

Die naheliegende Lösung scheint einfach: Man entwickelt Strategien, digitalisiert Prozesse und legt das Wissen zentral ab. Digitalisierung – Haken dran. Doch so einfach ist es nicht.


Warum Digitalisierung mehr als neue Prozesse & Systeme braucht

Bevor Unternehmen in neue Prozesse und Systeme investieren, werden oftmals nur technische und wirtschaftliche Fragen gestellt: Was soll das System leisten? Welche Anforderungen gibt es? Wie müssen Prozesse angepasst werden, damit sie in Zukunft effizienter und digital ablaufen? Diese isolierte Betrachtung reicht aber nicht aus. Es braucht einen ganzheitlichen Blick auf das Unternehmen und eine sorgfältige Planung in den Teams, wie sich Prozesse in Verbindung mit Arbeitsweisen transformieren lassen.


Die Belegschaft im Wandel mitnehmen

Selbst die durchdachteste Planung entfaltet keine Wirkung, wenn sie nicht von den Mitarbeitenden mitgetragen wird. In der Praxis zeigt sich, dass neue Prozesse und Systeme selten mit uneingeschränkter Begeisterung aufgenommen werden. Vielmehr spiegelt sich hier wider, dass der Mensch in seinem Handeln überwiegend von Routinen und vertrauten Strukturen geleitet wird. Routinen geben Sicherheit und Strukturen erleichtern den Alltag. Da Veränderungen gewohnte Handlungsmuster unterbrechen und eine erhöhte geistige Anpassungsleistung erfordern, werden sie von vielen Menschen als anstrengend wahrgenommen.

Deshalb ist es entscheidend, die Notwendigkeit der Veränderung transparent zu machen und die Belegschaft frühzeitig einzubinden. Nur wenn ein Großteil der Mitarbeitenden versteht, warum die Digitalisierung notwendig ist und welchen Nutzen sie bringt, kann der Wandel gelingen.


Digitalisierung beginnt bei der Unternehmenskultur

Hier kommt die Führung ins Spiel. Digitalisierung ist kein reines IT-Projekt – sie beginnt bei der Unternehmenskultur. Führungskräfte müssen Offenheit für Veränderungen vorleben, Innovationen fördern und ein Klima des kontinuierlichen Austauschs schaffen. Sie sorgen für ein gemeinsames Verständnis von Zusammenarbeit und Wertschätzung – nicht nur innerhalb der Teams, sondern im gesamten Unternehmen.

Führung bedeutet, Mitarbeitende zu beteiligen, ihre Meinungen ernst zu nehmen und Entscheidungen transparent zu kommunizieren. Es geht um Dialog statt Anweisung, um flache Hierarchien statt starrer Befehlsketten. Mitarbeitende werden ermutigt, sich einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und Veränderungen aktiv mitzugestalten.

Ein häufiger Fehlgedanke dabei ist, dass Führung in einem modernen Umfeld zwangsläufig von einer extrem lockeren und unstrukturierten Herangehensweise geprägt sein muss. Doch auch in flexiblen Arbeitsmodellen bleibt Führung eben Führung. Dieses bedeutet Verantwortung für klare Ziele und Rahmenbedingungen zu übernehmen. Diese schaffen Orientierung und Unterstützung für die Mitarbeitenden, während gleichzeitig Raum für Eigenverantwortung und kreative Lösungen bleibt.


Autoritärer Führungsstil als Hemmschuh der Digitalisierung

Im Gegensatz dazu steht der autoritäre Führungsstil, bei dem Entscheidungen auf zu detaillierten Ebenen von oben nach unten durchgereicht werden und die Meinung der Mitarbeitenden nicht zählt. In einer solchen Kultur wird Wandel als Bedrohung empfunden. Von der Belegschaft getriebene Innovationen bleiben aus und die Digitalisierung scheitert oft an Widerständen im Unternehmen.


Fazit: Führung als Erfolgsfaktor der Digitalisierung

Der Weg zur erfolgreichen Digitalisierung führt über die Entwicklung einer entsprechenden Führungskultur. Führungskräfte sind die entscheidenden Impulsgeber für Veränderung, Innovation und nachhaltigen Unternehmenserfolg. Sie schaffen die Voraussetzungen dafür, dass neue Systeme und Prozesse nicht nur eingeführt, sondern auch von der Belegschaft akzeptiert und gelebt werden.

Darüber hinaus spielen sie eine zentrale Rolle bei der Sicherung und Weitergabe von Wissen im Unternehmen. Durch eine Kultur des Vertrauens, der Offenheit und des kontinuierlichen Lernens kann vorhandenes Know-how systematisch dokumentiert, geteilt und weiterentwickelt werden. Dies ist insbesondere in Zeiten des digitalen Wandels entscheidend, um Kompetenzverluste bei Personalwechseln zu vermeiden und neues Wissen gezielt aufzubauen.

Digitalisierung ist Teamarbeit – und die richtige Führung der Schlüssel, um das volle Potenzial zu entfalten.

Tipp: Binden Sie Ihre Mitarbeitenden frühzeitig ein, kommunizieren Sie offen und schaffen Sie eine Kultur, in der Veränderung als Chance und Kontinuität gesehen wird. Nur dann wird Digitalisierung zum echten Wettbewerbsvorteil.


Ulf Postel

Experte für Digitalisierung

Ich berate Sie gerne